Re: Wie finden sie das Wasserröhrchen?
[ Das Sittichfreunde-Forum von Sittiche Online ] Geschrieben von Silke am 30. November 2000 13:33:25:
Als Antwort auf: Re: Wie finden sie das Wasserröhrchen? geschrieben von Ralde am 30. November 2000 12:36:34:
Hi Ralde... Ich kann jetzt nur erahnen, aber ich denke mal, daß Du noch nicht ganz dahinter gestiegen bist, weshalb ich die Trinkröhrchen ablehne...:-)
Wenn ich Deinen Text lese, meine ich, Du hast eifrig kleine Tierratgeber studiert, in denen drin stand, daß der Vogel rund um die Uhr Fressen da haben muß und Trinkröhrchen das Wasser sauber halten. Dieser Unfug wird leider schon lange in ständig neuer Auflage verbreitet und manch ein Vogelbesitzer guckt dumm aus der Wäsche, wenn es Probleme gibt. Schließlich hat er sich ja informiert.
Wellensittiche sind Steppenvögel Australiens. Sie sind Überlebenskünstler, Nomaden, die in Dürreperioden bis über 100 km in großen Schwärmen täglich übers Land ziehen, um Futter zu finden. Sie hungern problemlos bis zu 5 Tage, können kurzfristig Durst ertragen und sind überhaupt kleine Tausendsassas.
Dieser scheinbare Vorteil hat einen Nachteil: Sie DÜRFEN NICHT unbegrenzt viel Futter bekommen.
Der Instinkt ist eingeprägt, besonders bei Hennen: stopfen, was das Zeug hält. Rein in den Kropf und nochmals rein - es könnten ja wieder Dürrezeiten kommen. Gut, das tun sie in der Wildnis auch, aber da ist diese gute Fettspeicherung Teil der Überlebensstrategie. Zu Hause verbrauchen sie nie das gespeicherte Fett, werden im ungünstigen Falle bewegungsfaul und werden krank. Guck Dich um im Internet, nicht nur dieses Forum ist voll von Wellensittichen mit Lipomen, Nieren- und Lebererkrankungen und Gicht.
Wer es gut mit ihnen meint, dosiert das Futter nach dem tatsächlichen Bedarf und achtet darauf, daß sie schlanke und bewegungsfreudige Vögel bleiben. Der Brustbeintest ist dabei unerläßlich, später das gelegentliche Wiegen.
Nun aber zu den Wasserröhrchen. Ich habe selbst schon in einigen Ratgebern gelesen, sie seien gut, weil in der engen Rinne das Wasser kaum verschmutzt. Das mag für den ersten und zweiten Gebrauch zutreffen, danach könntest Du sie ohne besondere Pflege aber getrost wegwerfen.
Besonders in den Sommermonaten bilden die (wenigen) Schmutzteilchen in dem durchsichtigen Röhrchen, welches hinter Glas wie im Treibhaus ein wunderbares MIkroklima für Keime aller Art bildet, einen Film aus krankmachenden Bakterien, der sich auch in den unzugänglichen Ecken und Riefen des Plasterinnchens ablagert. Solchen Ablagerungen ist nur mit täglichem Reinigen, regelmäßigen Entkalken mit Essig und Säubern mit einer Flaschenbürste und auch mal gelegentlichem Auskochen beizukommen. Im Sommer, wenn es besonders warm ist, muß der Behälter auf jeden Fall täglich gründlich gereinigt werden.
Wenn Du testen willst, ob er schon stark verkeimt ist, nimm einfach ein Q-Tip und fahre damit in die Ritzen und in das Röhrchen. Das kann bei normal ausgespülten Röhrchen schon richtig eklig aussehen.
Trinkröhrchen sind im Sommer Hauptinfektionsquelle für Kropfentzündungen. Was nützt es, wenn man jedes welke Salatblatt peinlich entfernt und das Trinkwasser stets verkeimt ist, weil das frische Wasser bereits nach wenigen Stunden mit dem Bakterienschleim infiziert ist? Wenn ein Vogel ständige verkeimtes Wasser trinkt, kann es ihn einerseits robuster machen, also seine Abwehr stärken, aber im Falle einer Schwäche oder leichten Erkrankung oder Vitaminmangels entgültig hinstrecken.
Auch wenn ich übertriebene Desinfektion grundsätzlich ablehne, Trink- und Futterbehälter müssen peinlich sauber sein, denn die Kropfschleimhaut ist die sensibelste Stelle, wenn es um das Eindringen von Krankheitskeimen geht. (Gut, bei tropischen Papageien sieht es mit der Lunge ähnlich aus...)
Das nur mal so zur Erklärung, warum ich im Zweifelsfalle dafür plädiere, lieber gut zu reinigende Trinknäpfe zu nehmen und diese täglich gründlich auszuspülen. Trinkröhrchen erfordern eine gewisse Disziplin in der Hygiene. Wer seinen inneren Schweinehund kennt, ist mit Näpfchen besser bedient.
Gruß, Silke.