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Re: Wundermittel Grapefruitkernextrakt auch für Vögel?


[ Das Sittichfreunde-Forum von Sittiche Online ]


Geschrieben von Silke am 12. Februar 2001 12:09:10:

Als Antwort auf: Re: Wundermittel Grapefruitkernextrakt auch für Vögel? geschrieben von Manfred am 10. Februar 2001 00:41:43:

Lieber Manfred,

das Zitat (aus welchem Buch eigentlich, wer ist der Autor und wer hat die Studien durchgeführt?) kenne ich nicht. Ich weiß nur aus der Studie, die ich schon erwähnt habe, daß der Zusatz von Grapefruitkernextrakt zum Keimfutter, um während des Keimens die Vermehrung von Sporen und Bakterien zu verhindern, nicht erfolgreich ist. Seine Wirkung wird daher angezweifelt.

Lediglich das Begasen von Futter tötet die Schimmelsporen. Allerdings ist fraglich, ob chemisch behandeltes Futter gesund ist. Ich bin skeptisch.

Ich weiß auch nicht, ob Grapefruitkernextrakt eine negative Wirkung auf das Trinkwasser hat. Trinkwasser ist ja ein hochsensibler Punkt, wenn es um Kropfentzündungen geht. Ob solche Zusätze, wie in anderen Fällen, die Verkeimung des Trinkwassers sogar beschleunigen können, kann ich nicht sagen. Bislang ist ja genau aus diesem Grunde ein reines Trinkwasser ohne Zusatz (Ausnahme, bei Lugol'scher Lösung weiß ich, das es nicht schadet) immer der beste Weg und freilich die entsprechende Hygiene und schon die Wahl des Gefäßes entscheidend.

Ich kann dem Buch auch nicht zustimmen, daß Darmparasiten (oder zählen hier unter "innere Parasiten", also Endoparasiten im eigentlichen Sinne, wie gewöhnlich auch Luftsackmilben usw.?) bei Papageien besonders häufig vorkommen. Wenn sie auftreten, sind sie auf Haltungsprobleme zurückzuführen.

Mir ist auch schleierhaft, wie GKE gegen Endoparasiten wie Luftsackmilben wirken will.

Und noch etwas, was dagegen spricht, vor allem, es als Langzeittherapeutikum einzusetzen: Vorausgesetzt, das Mittel wirkt, wofür ich bislang noch keinen wissenschaftlich fundierten Beleg gefunden habe (fairerweise muß ich hinzufügen, ich habe mich bislang nicht besonders dafür interessiert und kenne es nur aufgrund der TiHo-Studie), wäre es fahrlässig, es dauerhaft einzusetzen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder, es wirkt antibakteriell und desinfizierend, dann ist unerheblich, ob ein zugelassenes industrielles Antibiotikum die Keime im Körper reduziert (und damit das Immunsystem schwächt und Resistenzen fördert) oder ein natürliches Antibiotikum. Nichts anderes wäre GKE dann.

Die Wirkung wäre zwar schleichender, aber doch dieselbe.

Du kannst es vergleichen mit der Unsitte, Volieren regelmäßig mit Baktazol oder ähnlichem desinfizieren zu wollen. Diese Vogelbestände sind sehr krankheitsanfällig und können schon bei kleineren Problemen seuchenartig wegsterben.

Diese keimreduzierenden Mittel werden ja nicht mal am Vogel selbst eingesetzt, sondern nur an seiner Umgebung. Das Ergebnis ist dasselbe. Ein Vogel, der nicht mit dem üblichen, niedrigen Niveau von Krankheitserregern konfrontiert wird, stellt sein Immunsystem auf Sparflamme. Gelangt dann doch mal ein Erreger in den Organismus (oder bilden sich gar resistente Erreger) sterben die Vögel wie die Fliegen.

Wenn GKE im Vogelkörper regelmäßig schwache Bakterien abtötet, fährt das Immunsystem herunter, es kennt das "Fahndungsfoto" des Erregers nicht mehr. Kommt dann mal eine kleine Menge stärkerer Erreger, die nicht durch die schwach antibakterielle Wirkung des GKE lahmgesetzt werden konnten, wird der Vogel in kürzester Zeit eingehen.

Dazu kommt noch, daß bei der Anwendung eines antibakteriellen Mittels das Immunsystem aktiv beeinträchtigt wird, da die Darmflora geschädigt wird. Dieser Vogel hat noch weniger Chancen als der im desinfizierten Käfig.

Mag sein, daß im ersten Moment die Anwendung eine positive Wirkung zeigt, es braucht immer eine Zeit, bis es umkippt. Wenn der Vogel bereits durch Aspergillose geschwächt ist, ist es besonders gefährlich.

Ich kann Dir nur dringend davon abraten. Im besten Falle wirkt es nicht, wenn es wirkt, ist es auf DAuer gefährlich. Eine regelmäßige zeitbegrenzte Therapie zeigt nicht die gewünschte Wirkung und belastet den Körper unnötig.

Hier geht es außerdem um Belastungen, die sich mit entsprechender Haltung auf ganz ungefährliche Weise verringern lassen und die dem Vogel dann nicht die Immunstärke rauben. Nur ein Vogel, der seine Widerstandskraft stärkt, kann der Aspergillose entgegentreten. Den Vogel vor jeder Belastung durch Desinfektion zu schützten, wäre kontraproduktiv. Labiler kann das Wohlergehen dann nicht sein.

Bitte berate Dich mit Leuten, die schon erfolgreich Aspergillose bekämpft haben. Ich habe durchweg positive Erfahrungsberichte gehört. Es mag vielleicht der unbequeme und langwierigere Weg sein, aber es ist der sichere und beständigste.

Zu guter Letzt, das Problem mit Züchtern und deren kränkliche und labile Vögel (in vielen Fällen, es gibt freilich auch eine ganze Anzahl guter Züchter) resultieren ja aus der Bestrebung, auf bequeme Art und Weise gesunde Bestände zu halten. Gerade weil hier mit Desinfektion und Antibiotika so viel Schindluder getrieben wird, gibt es so viele schwächliche, empfindliche und kranke Tiere.

Man sollte sich nicht so viel mit medikamentöser Prophylaxe beschäftigen, sondern mit der Überprüfung des Gesundheitszustandes (Kotprobe) und gezielter Bekämpfung, falls mal Probleme auftreten. Hier wird auch oft einiges verwechselt: Vögel sind keine Säuger, die man beliebig wie Katz und Hund entwurmen und kuren kann. Das nimmt der empfindliche Vogelorganismus übel. Weniger ist hier wirklich mehr.

Wer Vögel mit einer anderen Tierart vergleichen wollte, sollte sich Reptilien heranziehen, denen sind sie am ähnlichsten. Und wer entwurmt seinen Waran?

Gruß, Silke.




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